"Spektrum der Wissenschaft" und Leibniz

Der in der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ (9/2011) veröffentlichte Artikel von Prof. E.Knobloch „Die Kunst Leibniz herauszugeben“ hat mich doppelt beeindruckt :

Zum einen der hervorragende Text selbst und zum anderen die arrogante Stellungnahme der „Leibniz Gemeinschaft“.

Aber der Reihe nach.

Das Hauptthema dieses Artikels war die Frage: Warum tun sich die Deutschen so schwer alle Werke des weltbedeutensten Gelehrten herauszugeben?

„Es ist erstaunlich, dass Deutschland, dem dieser Mann allein so viel Ehre macht wie Platon, Aristoteles und Archimedes ihrem Heimatland zusammen, noch nicht das gesammelt hat, was aus seiner Feder hervorgekommen ist.“

Abgesehen von dem Hauptthema dieses Artikels ist es dem Autoren gelungen, eine doppelte Kunst zu präsentieren - die des Leibniz und die eigene, des Prof. Knobloch. Ich persönlich hatte das Vergnügen einen der besten Aufsätze über die Infinitesimalrechnung lesen zu dürfen. Prof. E. Knobloch hat in simpler, subtiler und verständlicher Weise das Kernproblem des Infinitesimalrechnung erklärt.

Die sachlichen Beschreibungen über Leibniz´s Geistes-funken zum Thema Infinitesimalrechnung (Im Kasten Differenzial - und Integralrechnung) beinhaltet mehr Informationen und Geisteswissen, als es in vielen Büchern zu finden ist.

Der endscheidene Punkt in Leibniz Gedankengang war , so Prof. E. Knobloch, die Feststellung eines winzigen Unterschieds zwischen zwei Begriffen; „angebar“ und „gegeben“ (die kleinsten Zahlengröße)

Andere Passagen des Artikels stellen ebenso ein sehr hohes Niveau dar.

Mich ärgert vor allem die Art und Weise wie die Redaktion von "Spektrum der Wissenschaft " auf diesen Artikel reagiert hat.

Von fünf eingegangenen Leserbriefen (Kommentare), davon drei von Privatpersonen und zwei von offiziellen Institutionen, wurden zwei Leserbriefe veröffentlicht. Und zwar ausgerechnet die von offiziellen Institutionen. Die Redaktion war quasi von Amtswegen gezwungen nur auf anerkannte Institutionen zu reagieren. Die Privatleser spielten keine Rolle, genau so wie der Inhalt der offiziellen Kommentare.

Aber die Redaktion hat den Lesern doch einen unbeabsichtigten Dienst erwiesen und zwar das Aufzeigen der arroganten Haltung einer der zwei erwähnten Institutionen (Leibniz Gemeinschaft).

Allein wegen dam Thema "Leibniz" wurde die "Leibniz Gemeinschaft" gezwungen sich zur Wort zu melden, quasi amtlich und nutzte sofort die Gelegenheit zum Selbstlob. Der Präsident der Gesellschaft Prof. Mayer schreibt

(anlässlich der noch nicht veröffentlichten Leibniz Werke. SdW 11/2011) : die Gründungsväter der Gemeinschaft waren so höflich sich den Namen „Leibniz“ auf ihr Firmenschild zu schreiben.

Es klingt so, als würde die Gemeinschaft Dankbarkeit erwarten, dafür, dass sie Leibnitz´s Namen in ihr Firmenschild schrieb.

Dann wurde Prof.Knobloch nach einer obligatorischen Höflichkeit zum "Kommunikator" degradiert.

Das alles ist gemacht worden, um einer drohenden und peinlichen Frage zu entweichen:

Wer aber ist, wenn nicht die Leibniz Gemeinschaft (allein im Bezug auf ihren ihr innewohnenden Namens) verpflichtet die fehlenden Leibniz Werke herauszugeben? Weitere Fragen drängen sich automatisch auf: Was tut eigentlich die Gemeinschaft, um den Namen eines der größten Mathematiker aller Zeiten mit Würde zu tragen?

Und noch eine Schlussfrage – wer hat den Mut dieser Text zu veröffentlichen?